Sonntag, 18. Mai 2014

Buchrezension "Die Unzerbrechliche" von Michelle Knight

Selten hat mich ein Buch so aufgewühlt und bewegt wie dieses.

Zum Inhalt:

2013 wurden in Cleveland 3 junge Frauen aus dem Haus eines sadistischen Triebtäters befreit, der sie lange Jahre unbemerkt gefangen gehalten hat.
Das erste Opfer war die damals 21-jährige Michelle Knight. Da er der Vater einer Schulfreundin war, vertraute sie ihm, als er sie in sein Haus lockte, unter dem Vorwand, er wolle ihr einige Welpen zeigen. Doch in Wirklichkeit entführte er sie und hielt sie jahrelang in seinem Haus gefangen. Ein unvorstellbares Martyrium begann für die junge Frau. Der Mann nahm ihr sämtliche Würde, so wurde sie z.B. die ersten Monate angekettet, ohne Gelegenheit sich zu waschen und zu duschen, er mißbrauchte sie, schlug sie und folterte sie auch verbal, indem er ihr weismachen wollte, dass keiner nach ihr sucht. Es war sein Ziel, sie innerlich und äußerlich zu zerbrechen.

Mit Entsetzen muß Michelle nach einigen Jahren feststellen, dass sie nicht mehr alleine im Haus ist. Ihr Peiniger hat noch zwei weitere Mädchen ins Haus geholt, die wesentlich jünger sind als Michelle, eine 16, die andere 14! Die drei jungen Frauen halten fest zusammen und geben sich gegenseitig Halt, immer in der Hoffnung, eines Tages befreit zu werden, dieser Hölle zu entkommen.
Und eines Tages erfüllt sich dieser Wunsch!

Meine Meinung:

Selten hat mich ein Buch so aufgewühlt, berührt und auch wütend gemacht. Es zeigt, wie tief die seelischen Abgründe mancher Menschen sind. Was muß in einem Mann vorgehen, der selber Vater von Kindern ist, junge Mädchen zu entführen und wie Sklaven zu halten?
Bei Michelle tat mir besonders leid, dass sie schon als junges Mädchen keine leichte Zeit hatte. Zu Hause bekam sie keine richtige Liebe, wurde vom Stiefvater mißbraucht und landete auf der Straße. Durch ihren Sohn bekam sie wieder Halt und mußte dann erneut durch die Hölle gehen. Was mich so erschüttert, dass Michelle ganze 11 Jahre in dem Haus gefangengehalten wurde. 11 Jahre, in denen ihre einzige Verbindung zur Außenwelt ein Fernseher und ein Radio war und nicht mal das durfte sie regelmäßig benutzen. Dann die ständigen Erniedrigungen von ihrem Peiniger. Wie hält ein Mensch das aus, 11 Jahre wie ein Tier gefangengehalten zu werden?
Und trotz aller Schmerzen und verbalen Attacken ist es Michelles Entführer nicht gelungen, sie zu zerbrechen. Diese Stärke der Frau ist bewunderswert. Obwohl sie selber oft verletzt, verwundet und nervlich angeschlagen ist, gibt sie den anderen beiden Mädchen im Haus auch noch Halt.
Im Interview sagte Michelle später, dass die Liebe zu ihrem Sohn ihr die Kraft gab durchzuhalten. Ich habe beim Lesen sehr mitgelitten und war so froh, dass das Buch gut endet und die jungen Frauen befreit werden. Ihr Peiniger wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und nochmal zu 1000 Jahren Gefängnis, was in Amerika keine Seltenheit ist. Jedoch kam er bei einem autoerotischen Akt in seiner Zelle ums Leben.

Es ist ein Buch, was nach dem Lesen wirklich noch lange haften bleinbt im Gedächtnis. Sicherlich ist so ein Buch auch keine leichte Kost, ein paar Mal mußte ich schlucken und würgen beim Lesen. Trotzdem ist es lesenswert, weil es eben zeigt, wie stark Menschen sein bzw. werden können, wenn sie Extremsituationen ausgesetzt werden. Es zeigt aber auch, wie schwer es ist, zu vertrauen, wenn sich sogar der Vater einer Schulfreundin als Sadist entpuppen kann.

Heute geht es Michelle den Umständen entsprechend wieder gut, sie arbeitet als Köchin und hat ihr Lachen wiedergefunden.



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