Dienstag, 13. Dezember 2016

Interview mit der Autorin Angela Peltner

Angela Peltner ist Komparsin beim Film. Auch Komparsen spielen in der Filmbranche eine nicht unerhebliche Rolle, auch wenn dieser Job nicht nur Sonnenseiten hat. Angela hat in ihrer Zeit beim Film viel gesehen und erlebt. Wie sie überhaupt dazu kam, Komparsin zu werden, wieso sie darüber ein Buch ("Durchs Bild gelaufen") geschrieben hat (Rezension folgt hier noch auf meinem Blog), das hat sie mir in einem Interview verraten:



.) Liebe Angela, wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Buch über Deine Arbeit als Komparsin zu schreiben?
Ungefähr ein halbes Jahr nach meinem ersten Einsatz als Komparse war ich an einem Set zu Gast, wo ich 9 Stunden in einem zugigen Raum auf einer Bierbank verbracht habe. Mir war furchtbar langweilig und ich war sehr empört, da mir kurze Zeit vorher etwas sehr menschenunwürdiges passiert war. Der 3. Bienenstich des Tages war von der Crew nicht gegessen worden und ein paar Komparsen, so auch ich, fragten einen Set- Runner, ob wir ein Stück kriegen dürften, jetzt wo alle bereits versorgt waren. Der Set-Runner schmiss den Kuchen daraufhin vor unseren Augen weg. Das war glaub ich die Initialzündung. Aber ich bin nicht wie die Jungfrau zum Schreiben gekommen. Ich habe bereits 3 Gedichtbände veröffentlicht und schreibe für mich und andere Bands Songtexte und fürs Fernsehen Drehbücher. Ich bin ja auch stolze Besitzerin des Hermann Hesse "Panikpreises", der mir von Udo Lindenberg und Benjamin von Stuckrad Barre persönlich verliehen worden ist. Ich habe in diesem Moment einfach nach einem Ventil gesucht und das ist immer das Schreiben oder Musik machen.


2.) Wie kam es dazu, dass Du Komparsin geworden bist?

Ich brauchte damals, neben dem Studium und der intensiven Arbeit an meiner Band "Angelas Park" unbedingt einen flexiblen Nebenjob und ich hatte fast alle durch: Klamottenladen, Barfrau, Parfümaufschwatzerin und Markforschung. Ein Freund erzählte mir davon, ich war bis dato niemals davon ausgegangen, dass die Komparserie so ein großes Geschäft ist und manche es sogar zu ihrem richtigen Beruf auserkoren haben. Ich war baff und hatte Bock. Ich bin sehr anfällig für den Anti-Alltag. 🙂



3.) Wo siehst Du die Vorteile der Arbeit einer Komparsin, wo die Nachteile?

Ich glaube es kommt darauf an, wie du daran gehst und was du erwartest. Siehst du es als ganz normalen Nebenjob, der nicht so gut bezahlt ist, hast du vielleicht keinen Schmerz damit. Und ich muss auch sagen, dass die Filmbranche schon Lobbyarbeit an uns Komparsen geleistet hat. Ich hab es früher als anstrengender empfunden und kriege das auch durch Komparsenfreunde bestätigt. Vorteil: Glitzerwelt, manchmal Text, manchmal richtig gute Gespräche und einfach Spaß, weil man beschäftigt ist. Nachteil: Warterei, Neid auf das Essen der Crewleute, einem ist oft kalt, weil schlichtweg draußen gedreht wird, und zwar Sommer, ist aber in echt erst März.




4.) Ist Komparsin Dein Hauptberuf oder machst Du das als Nebenjob?
Ich bin tatsächlich als Komparse festangestellt und zwar bei GZSZ und bei der Soko Wismar, das nennt sich dann im Fachjargon "Dauerkomparse". Aber es ist nur ein Teil meines Berufes. Ich drehe im Durchschnitt zwischen 2-3 Mal die Woche, das ganze Jahr über. Trotzdem ist das nicht mein einziger Job. Ich bin Künstlerin und schreibe schon an einem Sachbuch und an einem Roman. Außerdem habe ich eine Band, mit der ich durch die Gegend toure und nächsten Jahr auch ein Album veröffentlichen werde. Dazu müssen dann auch die passenden Videos gedreht werden und Drehbücher will ich in Zukunft auch weiter schreiben. Du siehst, die Tage reichen fast aus. Für mich ist die Komparserie ein Segen, weil sie mir die Freiheit ermöglicht, meinen zwei großen Lieben: Schreiben und Musizieren nachzugehen. Ich hatte nie den Anspruch Schauspielerin zu werden, auch wenn ich von zwei Regisseuren schon in die Richtung geschubst wurde.




5.) Liest Du auch selber gerne, wenn ja was? Hast Du Lieblingsautoren?

Ich lese immer. Meist zwei Bücher parallel. Früher konnte ich nur Schbücher, Biografien, Kurzgeschichten und Gedichte lesen. Heute kriegen mich auch Romane gepackt. Lieblingsautoren bei Gedichten auf jeden Fall Mascha Kaleko. Bei Romanen ist es schwer. Ich habe aber Lieblingsbücher wie zum Beispiel "Love" von Susanna Tamaro, Killer, wirklich oder Paulo Coehlos Werke. Im deutschen finde ich Sarah Kuttner großartig. Ich liebe einfach gute Geschichten. Fänger im Roggen usw.



6.) Was persönlich bedeutet Dir Schreiben bzw Lesen?

Das habe ich schon so halb beantwortet, aber jeder der mich kennt weiß, dass die Sprache mein Ding ist. Ich bin jeden Tag, jeden Moment davon umgeben und durchdrungen. Am morgen schreib ich immer, oft vorm Zähneputzen ein Gedicht. Ich sitz immer an einer Baustelle, sei es ein Songtext, oder an einem neuen Kapitel für meinen Roman, der sich mit der Musikindustrie und einer jungen Sängerin auseinandersetzt. Oder ich treffe mich mit meinem Schauspielerkollegen von GZSZ Philipp Christopher aka David Brenner und bespreche eine Drehbuchidee für einen Krimi. Ich lebe und liebe das.


7.) Was sind Deine Pläne für die nächste Zeit?
Wird es vielleicht sogar eine Fortsetzung von Deinem Buch geben?

Erstmal will ich mein Buch so gut wie möglich bewerben, dafür werde ich auch ein paar Talkshows im kommenden Jahr aufsuchen. Danach ist die Platte von meiner Band 3Viertelelf dran, die wir wahrscheinlich in Stuttgart aufnehmen und natürlich der Roman und das Sachbuch. Ich möchte auch mehr Lesungen geben mit dem Buch, mit Musik und den Gedichten. Da ist ein bisschen was geplant und eine große USA- Reise steht an. Alles andere werde ich entspannt annehmen, während ich auf deiner Bierbank sitze und den 4. Kaffee am Morgen trinke.



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Lieben Dank für das schöne Interview, liebe Angela! :-)

Das ist Angelas Buch:







Meine Rezension zu dem Buch findet Ihr hier:

http://karinasschreibstuebchen.blogspot.de/2016/12/rezension-zu-durchs-bild-gelaufen-von.html




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